Jukebox-Wiki
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Die Herstellung von Steckerbuchsen

Wie so oft an meiner Jukebox W1700 gibt es Probleme und wie so oft, erhält man keine passenden Original Teile mehr. Schon seit ich im Besitz der W1700 bin, stellte ich fest, dass diverse Steckverbindungen defekt sind, bei den Steckern sind sämtliche Mittelnocken abgebrochen und bei den Buchsen, die hauptsächlich in die Gehäuse eingenietet sind ( Junction Box, Verstärker ), sind Risse und Absplitterungen vorhanden. Diese Beschädigungen werden immer mehr, je öfters die Stecker aus den Buchsen gezogen werden. So war das auch bei mir der Fall als ich die gesamte Mechanik und die Juntion Box revidierte. Alle 4 Buchsen die die Stecker der Tastatur aufnehmen sind zerbröselt und an eine Reparatur ist nicht mehr zu denken, die Beschädigungen sind dermassen fortgeschritten. Da ich ja schon seit Anbeginn wusste um den desolaten Zustand von Steckern und Buchsen, klapperte ich sämtliche Hersteller, Händler, Flohmärkte etc. ab und auch e-bay habe ich wöchentlich nach den geeigneten Teilen durchsucht. Bisher ohne Erfolg, auch Suchanfragen in Foren halfen nicht weiter.

habe soeben von swen aus dem Forum folgenden Link erhalten, hier werden solche Buchsen angeboten, der Fairnis halber will ich das auch gerne weiter geben.


http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;LA=4;GROUP=C36;GROUPID=3296;ARTICLE=19229;START=0;SORT=artnr;OFFSET=16;SID=27KqLPLqwQARsAACjbOOge8ba66e6c33a7955abe5f261d36137a9



Vorraussetzung allerdings ist, dass die geeigneten Maschinen vorhanden sind, denn ohne die geht es nicht, oder doch? Komme später darauf zurück.


Version 1

Benötigt wird:

Fräsmaschine

Teilapparat

entsprechende Fräser, Bohrer und Reibahlen

Dremel mit Minitrennscheibe oder Laubsäge

Rundzange


Material zu Herstellung der Buchsen:

Plexiglas, Makrolon oder Pertinax in 12 mm Stärke

Messingröhrchen oder Kugelschreiberminen

Federn oder O-Ringe


Diese Anleitung bezieht sich auch auf Buchsen von anderen Herstellern und muss diesen entsprechend angepasst werden. Zuerst werden sämtliche Drähte an der Buchse in einer Zeichnung gemäs Pinbelegung aufgezeichnet und zur Sicherheit noch fotografiert. Das muss äusserst genau erfolgen um sicher zu stellen, dass die Drähte anschliessend wieder an die richtigen Pins angelötet werden. Zu empfehlen wäre noch, die Drähte-Isolationen vorgängig mit Bref (Wattestäbchen) zu reinigen, denn so werden die Farben der Isolation sichtbar, aus hellbraun ( nikotingeschwängert) ist nach dem Reinigen weiss geworden.

Original Buchse

die zerbröselte Amphenolharz Buchse

Verdrahtung

Verdrahtung an der Buchse











Zuerst flexen wir mit der Dremel die beiden Nieten an der Buchse von aussen weg und drücken anschliessend die gesamte Buchse nach innen, so wenigstens bei der W1700.


Im nächsten Schritt löten wir die Drähte von der defekten Buchse ab und verzinnen sie gleichzeit neu.


Jetzt bestimmen wir den Durchmesser der Buchse anhand des Loches im Blechgehäuse, dieses Mass notieren wir uns als Anhaltspunkt. Ebenso messen wir den längsten Bereich der Buchse und die breiteste Stelle und schneiden uns von der 12mm Plexiplatte ein entsprechendes, mindestens aber 10mm grösseres Stück ab. Im Zentrum dieser Platte bohren wir uns ein Loch und können das Werkstück dann auf dem Teilapparat verschrauben.

Ist das Werkstück montiert und ausgerichtet, fräsen wir vom vorher ermittelten Lochdurchmesser einen Zapfenansatz von ca. 3mm Höhe. Die Höhe kann hier varieren, sollte aber so gehalten sein, dass der Zapfen später etwa 1,5 - 2 mm aus dem Gehäuse heraus stehtt. Vom ermittelten Lochdurchmesser ziehen wir 1mm ab, so dass der Zapfenansatz dann sauber in die Aussparrung passt.

Buchse Zapfenansatz

gefräster Zapfenansatz der neuen Buchse









Im nächsten Schritt ermitteln wir den Durchmesser der Aufnahmebuchsen in der Buchse. Dies muss sehr genau erfolgen, ansonsten der Stecker nicht in die Buchse passen wird. Mit dem Teilapparat können anschliessend die Winkel perfekt eingestellt werden zum Bohren (bei der W1700 ergibt das somit: 11 Pins, gleich 360 Grad geteilt durch 11 = 32,73 Grad).


Bevor wir aber die Bohrungen in das Werkstück bohren, ermitteln wir noch den Durchmesser der Pins am Stecker, welcher je nach Hersteller anders ausfällt. Bei der W1700 waren das 2,17mm. Nun musste ein Messingröhrchen gefunden werden, dass auf die Steckerstifte passt. Handelsübliche Messingröhrchen gibts mit o,5mm Abstufungen im Modellbau zu kaufen und müssen somit dann mühsam angepasst-aufgebohrt werden. Ich wurde wie so oft schon von der Muse geküsst und fand die perfekte Lösung in Form einer Kugelschreibermine mit Innendurchmesser von 2,2mm. Der Aussendurchmesser mit 2,7 mm war ebenfalls genau richtig und entsprach somit perfekt dem was benötigt wurde. Also schnell 3 Minen gekauft und gereinigt, wau, ne riesen Sauerei, also unbedingt Gummihandschuhe verwenden, denn die Tinte kriegst du fast nicht mehr von den Händen weg. Zuerst die Spitze entfernen und dann mit einen dünnen Draht die Tintenschmiere herausstossen. Anschliessend im Spiritus-Verdünnerbad solange spülen bis alles sauber ist.




die Messinghülsen und der Rohling Messinghülsen und Buchse




Im nächsten Arbeitsgang schneiden wir uns von den Minenröhrchen nun 2,3cm lange Stücke ab, geht entweder mit der Dremel oder mit der Laubsäge. Alles fein säuberlich entgraten und am einen Ende dann aufstauchen-bördeln, dazu bohren wir in einen Hart-Holzklotz oder ähnliches ein 3mm Loch, mit 21mm Tiefe, anschliessend wird mit einem 45 Grad Senker eine Fase gebohrt. Das abgeschnitten Röhrchen wird nun in das Loch gesteckt und mit einem Körner oder ähnlichem gestaucht-gebördelt. Mit der Dremel und eingespannter Minitrennscheibe wird danach von der gebördelten Seite her ein Einschnitt von ca. 8 mm Tiefe geschnitten. Der Einschnitt soll nach Möglichkeit in der Mitte des Röhrchens sein.


Jetzt können wir die O-Ringe mit Innendurchmesser 2mm / Aussemndurchmesser 3,2mm von hinten auf die geschlitzten Röhrchen schieben ( etwas Handcreme kann hier hilfreich sein, muss aber anschliessend unbedingt wieder abgewaschen werden ).


Bohren wir nun also die 11 durchgehenden Bohrungen in die Steckerfassung und zwar mit einen Bohrer von 2,7mm Durchmesser. Anschliessend wiederholen wir das ganze Prozedere mit einem 3,2mm Bohrer, bohren aber nicht mehr durchgängig sondern nur auf eine Tiefe von 7mm. Im Letzten Arbeitsschritt werden die 11 Bohrungen nun mit dem Senker noch angefast.

Das Werkstück wird dem Teilapparat entnommen und entsprechend dem Original Muster weiterbearbeitet. Zuerst ermitteln wir den Nokendurchmesser am Stecker und bohren das Loch einen halben Millimeter grösser in das Werkstück. Im nächsten Schritt wird die Nut für die an der Steckernocke befindliche Nase angezeichnet und mittels Schlüsselfeile heraus gearbeitet. Die Nut liegt genau zwischen 2 Pins, darauf sollte man unbedingt achten.


Die Mittelbohrung für den Noken am Stecker, ca. 0,5mm grösser bohren

Buchse von vorne1


Als nächstes stecken wir den Stecker zum erstenmal in die Bohrungen unserer neuen Buchse und um zu sehen, ob wir genau gearbeitet haben, falls nicht, entweder von vorne beginnen oder falls möglich, nachbessern.

Passt alles, zeichnen wir die Konturen der Original Buchse auf unser Werkstück, inklusive der beiden Bohrungen und fräsen die nicht benötigten Teile weg. Die beiden Bohrungen erhalten ein M3 Gewinde und zwar deswegen, da eine viel leichtere Montage der Buchsen möglich wird. Probehalber wird die Buchse nun von Innen in das Loch gesetzt und angeschraubt. Wenns passt, ok, wenn nicht, nacharbeiten.


Jetzt werden die Messinghülsen mit den O-Ringen drauf von vorne in den Stecker gesetzt, dazu jede Hülse einzeln, wie folgt montieren: Die Hülse auf der Fontseite der Buchse einschieben, die Buchse umdrehen und so fest gegen eine feste Unterlage drücken bis der O-Ring in der Bohrung eingepresst wird. In dieser Position wird die aus der Buchse vorstehende Hülse, auf der Rückseite nun mit der Rundzange gequetsch, so dass diese nicht mehr aus der Buchse gezogen werden kann. So verfahren wir mit den anderen Hülsen, bis alle montiert sind. Da die Messinghülse vorne gebördelt ist, kann sie beim einstecken des Steckers nicht nach hinten aus der Buchse gestossen werden und da hinten mit der Rundzange gequetscht, auch nicht nach vorne aus der Buchse gezogen werden. Hat hier jemand bedenken, kann er die Messinghülsen auf der Rückseite mit Sekundenkleber sichern.


gut erkennbar die Variante mit O-Ring und alternativ dazu, mit Feder Messinghülse 1 mit O-Ring

Messinghülse mit Feder






Zum Schluss wird die Buchse mit IPA gereinigt, denn es darf keine Handcreme an den Messinghülsen mehr sein. Die so hergestellte neue Buchse wird anschliessend vor verzinnt und die Drähte wieder in der richtigen Reihenfolge in die Pins eingelötet. Die Buchse kann anschliessend mit zwewi M3/10 Flachkopfschrauben ins Gehäuse verschraubt werden.

die fertige Buchse von vorne Buchse von vorne1


die fertige Buchse mit Anschlusspins Buchse von hinten


Wer Wert auf Optik legt, kann die Buchsen vor dem Einbau der Messinghülsen noch mit schwarzen Lack besprühen, so ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass es sich um einen Nachbau handelt.


Version 2. für den Selbstbauer ohne Fräsmaschine

Da ja nicht jeder über Drehbank und Fräsmaschine verfügt, gibt es noch die einfachere Variante eine neue Buchse herzustellen.

Dazu benötigen wir eine Pappschachtel oder eine leere Katzenfutterdose (SHEBA Schale), Polyesterspachtel mit Fasern, den 11 poligen Original Stecker, Flüssigwachs als Trennmittel ( Alternativ Silikonspray ), Kugelschreiberminen, O-Ringe oder Federn.

An Werkzeugen benötigen wir:

Bohrmaschine und div. Bohrer

Dremel mit Trennscheibe ( Alternativ: Laubsägebogen )

Raspel, Feile oder Dremel mit Fräsern

Rundzange oder Telefonzange

Zuerst wird der Original Stecker mit Flüssigwachs behandelt, am besten komplett eintauchen und danach gut trocknen lassen. Man kann aber auch Silikonöl als Trennmittel verwenden. Anschliessend mischen wir genügend Polyesterspachtel - Faserspachtel an und füllen eine ca. 14mm hohe Schicht in die SHEBA Schale und schütteln diese so lange, bis wir eine flache Oberfläche haben. Jetzt nehmen wir den mit Trennmittel behandelten Stecker und drücken diesen in den Polyspachtel. Die Pins müssen komplett im Spachtel sitzen. Nun beobachten wir den Aushärtungsprozess des Polyesterspachtels und bevor dieser komplett ausgehärtet ist, schneiden wir mit einem Cutter rund um den Stecker herum auf ca 2-3mm Tiefe. Auch ist jetzt der Zeitpunkt, den Stecker ganz vorsichtig aus dem Spachtelbett zu ziehen, was im Normallfall leicht funktioniert, da das Flüssigwachs als Trennmittel dient. Die so entstandene Form muss unbedingt vor der Weiterverarbeitung komplett ausgehärtet sein, also am besten über Nacht stehen lassen.

Im nächsten Arbeitschrit wird der Rohling ausgeformt, die SHEBA dose wird also entfernt. Mit der Bohrmaschine bohren wir nun das Mittelloch durchgehend aus, hier darf der Bohrer ruhig o,5 mm grösser sein. Die Bohrungen für die Messinghülsen mit 2.7 mm Aussendurchmesser werden analog der ersten Variante, nun auch durchgehend gebohrt. Ebenfals die Sacklochbohrungen mit Durchmesser 3,2mm auf eine Tiefe von 7mm.

Mit einer Raspel oder Feile, entfernen wir anschliessend 3mm Material rund um die zuvor mit dem Cutter eingeschnittene Rille. Darauf ist zu achten dass dieser Abtrag regelmässig erfolgen muss, also so sauber wie möglich ausgeführt wird. Zur Kontrolle setzen wir die Buchse immer wieder mal in das Loch des Gehäuses ein. Am Schluss sollte der Zapfen ca 1.5-2mm aus dem Loch vorstehen.

Als nächstes werden die 2 Löcher für die Montageschrauben angezeichnet und anschliessend mit einem 3,2mm Bohrer gebohrt. Hier wird kein Gewinde eingeschnitten, da die Buchse ja aus Polyesterspachtel hergestellt wurde und die Gewinde bei derr kleinsten Beanspruchung durchdrehen würden. Zum Schluss wird noch die Aussenkontur der Buchse mit der Raspel herausgearbeitet.

Die Herstellung der Messinghülsen und deren Montage entspricht der aus Version 1 und soll demzufolge analog zu dieser erfolgen.

Nach den verlöten der Drähte wird die Buchse mit zwei M3x10 Schrauben und Muttern in das Gehäuse montiert.

Bilder,Text und Herstellung von soderica, 10.Juli 2008

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