Jukebox-Wiki
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Hauptmotor ausbauen und zerlegen[]

Funktioniert der Hauptmotor nicht mehr, so wird dieser wie folgt beschrieben ausgebaut und zerlegt. Der Motor ist mit zwei Imbusschrauben von unten an die Traverse angebaut und kann relativ leicht entfernt werden. Ich habe zuerst jedoch wie bei mir üblich, Markierungen angebracht, so dass ich beim späteren Zusammenbau nicht unnötig lange die richtige Position suchen muss. Den Motor also abstecken und die beiden Schrauben entfernen. Jetzt kann der Motor seitlich rechts aus der Box herausgezogen werden.

Wechselermotor Besfestigung

2 Imbusschrauben am Hauptmotor, deutlich zu Erkennen, die zusätzliche Unterlegscheibe auf der äusseren Seite, siehe dazu auch Besonderes





Ich nehme an, dass Sie die einzelnen Kontakte schon ausgemessen haben und auch die 4 Kabel des Motors überprüft haben. Der Stecker ist gut zu öffnen, da es sich um ein Aluminiumgehäuse handelt, drücken sie die 4 nach innen gebogenen Lappen mit einem Schraubenzieher hoch und ziehen sie die gesamte Kontaktgruppe nun aus dem Gehäuse. Zeichnen oder fotografieren sie jetzt die genaue Pinbelegung auf, damit Sie die abgelöteten Drähte wieder richtig einlöten können. Wechseln sie unbedingt die 4 Kabel aus, denn meistens sind diese sehr arg beschädigt.

Am Motor sind 2 schwarze Kappen mit einen Schlitz drin und darunter sind die Kohlebürsten, leider sind diese Kappen sehr oft eingerissen oder schon beschädigt. Deshalb mit grösster Vorsicht abschrauben und die beiden Kohlen entnehmen. Sind die Kappen kaputt müssen Sie wahrscheinlich neue auftreiben, evtl. gibts die als Ersatzteil bei Stamann Musikboxen oder bei den holländischen Anbietern. Wenn nicht, dann kann man diese selber herstellen, siehe dazu unter Bauanleitungen,Kohlebürsten Verschlusskappen.


Jetzt können sie die am Ende des Motors befindliche Imbusschraube entfernen, denn nur dann lässt sich die Verschlusschraube öffnen. Vorsicht, unter der Schraube ( Verschlusskappe ) befindet sich eine kleine Stahlkugel mit der das Spiel der Welle aufgefangen wird.

Imbusschraube Sicherung

seitlich eingeschraubte Sicherunggsschraube

Kugel unter der Spieleinstellschraube

Kugel unter der Einstellschraube - Axial Spiel


Oeffnen sie nun den Motor in dem sie die beiden Muttern entfernen, auch hier mit Vorsicht, denn 2 Federn sind unterhalb des Motordeckels angebracht und können heraus springen. Ziehen Sie nun alles vorsichtig auseinander,Unterlagsscheibe aus Messing inklusive des Rotors.

Geöffneter Motor

deutlich erkennbar die beiden Federn

Als nächstes entfernen Sie die 3 Schrauben des Getriebedeckels und falls nötig, dass Antriebsritzel, dazu müssen sie den Schwerspannstift heraustreiben. Alle mechanischen Teile sollten nun gründlich von alten Fettrückständen gereinigt werden und zur Sicherheit dann alle Teile inklusive Gehäuse, Statorwicklung, Rotor mit Kugellager im Ultraschall Bad nochmals mit IPA gereinigt werden. Danach alles gut trocknen lassen.

Zuerst schauen wir uns dann den Rotor genauer an und kontrollieren den Kollektor, dass ist der Teil der aus einzelnen Kupferlamellen besteht. Hier ist darauf zu achten, dass alle Lamellen in einwandfreiem Zustand sind, also weder verschmort oder stark beschädigt sind. Kleine Riefen hingegen sind normale Abnützungserscheinungen und können entweder selbst, wenn man über eine Drehbank verfügt, überdreht werden. Die einzelnen Lamellen dürfen auf keinen Fall untereinander in Kontakt stehen, deshalb ist der erste Schritt, die Zwischenräume fein säuberlich zu reinigen. Dazu kann man mit einem speziell hergestellten Werkzeug die Schlitze zwischen den Lamellen ausschaben. Unter der Rubrik: Werkzeug, wird die Herstellung dieses Geräts beschrieben. Sind die Schlitze sauber und frei, messen wir die einzelnen Lamellen mit dem Ohmmeter ( Piepser ) aus. Haben sie hier massive Abweichungen oder sogar Kontakt gegen Masse ( siehe untenstehende Tabelle ), dann ist die Wicklung hinüber und der Anker muss neu bewickelt werden oder sie kaufen sich einen revidierten Anker bei Stamann, Musikboxen, oder bei einem anderen Händler.

Der Stator hat 11 Pole und somit auch 11 Nuten, somit brauchen wir auch 11 Wicklungen. Der benötigte Kupferdraht hat einen Durchmesser von o,17mm und pro Wicklung sind 200 Windungen erforderlich.

Die Wicklungen werden wie folgt eingelegt:


erste Windung geht von Nute 1 zu Nute 7

zweite Windung geht von Nute 7 zu Nute 2

dritte Windung geht von Nute 2 zu Nute 8

vierte Windung geht von Nute 8 zu Nute 3

fünfte Windung geht von Nute 3 zu Nute 9

sechste Windung geht von Nute 9 zu Nute 4

siebte Windung geht von Nute 4 zu Nute 10

achte Windung geht von Nute 10 zu Nute 5

neunte Windung geht von Nute 5 zu Nute 11

zehnte Windung geht von Nute 11 zu Nute 6

elfte Windung geht von Nute 6 zu Nute 1


Ein ordnungsgemäss bewickelter Anker sollte in etwa folgende Ohmwerte zwischen den einzelnen Lamellen aufweisen, dabei spielt es keine Rolle, wo Sie mit der Messung beginnen.


von Lamelle 1 auf Lamelle 2 +- 6,4 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 3 +- 11 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 4 +- 14,4 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 5 +- 16,3 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 6 +- 17,2 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 7 +- 16,9 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 8 +- 15,3 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 9 +- 12,8 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 10 +- 9,5 Ohm

von Lamelle 1 auf Lamelle 11 +- 5,3 Ohm


Im eingebauten Zustand messen wir an denen im Stecker näher zusammenstehenden Kontakten den Wert vom ca. 18 Ohm ( die Drähte am Stecker haben die Farbe rotbraun und weiss )

Die Feldspule hat einen Wert von ca. 70 Ohm, gemessen an den weiter auseinander liegenden Kontakstiften. Welche Windungszahl und welcher Durchmesser der Draht hat, muss von einem anderen Leser hier eingesetzt werden, da ich diese Werte nicht kenne.



Beschädidungen am Anker

gut sichtbar der beschädigte Kollektor und die aufgeplatzte Isolation

Nun kontrollieren wir noch die beiden Feldwicklungen die im Gehäuse des Motors sind, die Spulen sollten einen Wert von 70 Ohm haben und logischerweise keinen Durchgang auf Masse haben. Stimmen diese Werte hingegen nicht, dann ist die Feldwicklung defekt und muss erneuert werden.

Feldwicklung des Wechselmotors

die beiden Feldwicklungen des Motors


Sie können den Motor bei einer Motorenwicklerei revidieren lassen, sollten vorher aber unbedingt mehrere Offerten einholen, denn die Preisunterschiede sind gewaltig.


Bevor Sie den Motor aber neu bewickeln lassen, überholen Sie noch die gesammten mech. Teile, respektive, nach deren Reinigung zuerst überprüfen ob Schäden vorhanden sind, wie etwa defekte Kugellager, angefressene Welle, Sinterlager etc..Sind hier Defekte vorhanden, müssen diese behoben werden und sie sollten wie schon erwähnt, über eine Drehbank und weiteres Werkzeug verfügen. Kugellager und Sinterlager sind erhältlich, eine neue Welle mit aufgedrehten Gewinden und Schneckenantrieb jedoch nicht, hier hilft nur selber drehen oder im Shop von Stamann einen kompletten Anker zu kaufen. Das Sinterlager kann auch revidiert werden, falls das Spiel nur geringfügig ist, dazu das Lager ausbauen und in heisses Maschinenoel legen und darin für etwa 1/2 Stunde köcheln lassen. Danach das Lager darin komplett auskühlen lassen und anschliessend mit einem Stempel etwas stauchen. Am besten funktioniert das Stauchen unter einer Hydraulikpresse oder alternativ dazu mit einem Schraubstock, wenn beides nicht vorhanden ist kann man auch mit einem Hammer und einem Stempel das Lager mit einem präzisen Schlag etwas stauchen. Diese Methode des Stauchens von Sinterlagern ist aber nur dann ratsam, wenn sie keinen passenden Ersatz auftreiben können.

Ist die Welle im Bereich des Sinterlagers nur leicht angefressen unter 1/100mm, so lässt sie sich in der Drehbank überschleifen- polieren. Sind Sinterlager und Welle überarbeitet, wird vor deren Zusammenbau das Sinterlager mit Grafitpulver- oder Fett eingerieben und auch noch mit Molycotefett gefettet.

Bauen Sie alle mech. Teile nun wieder zusammen und fetten sie diese satt mit Molycote Fett ein. Die Verschlusskappe unter der die kleine Kugel liegt muss so eingestellt werden, dass der gesamte Anker ein maximales Axialspiel von 1-2/10mm hat. Danach die Verschlusskappe mit der Imbusscharube sichern. Haben Sie den Motor neu bewickeln lassen, so nehme ich an, dass der Motorenwickler diesen zusammengebaut und einen Probelauf durchgeführt hat. Kontrolieren sie aber vorher unbedingt, dass alle Teile entsprechend gefettet wurden bevor Sie den Motor dann einbauen können.

Beim Einbau ist auf das Spiel zwischen Motorritzel und Hauptzahnrad zu achten, schrauben Sie den Motor mit den beiden Schrauben leicht fest und stellen das Spiel folgendermassen ein:

Drehen sie an der herausstehenden Motorwelle, darf sich diese nur ganz minimal bewegen, dass heisst, das Ritzel darf zum Zahnrad hin nur ein maximal Spiel von 1/10 mm aufweisen. Zuviel und zuwenig, beschädigt die Flanken der Zahnräder und führt zu deren Beschädigung. Ist das Spiel eingestellt, dann die beiden Schrauben gut festziehen und den Motor an der herausstehenden Welle von Hand drehen. Dies muss absolut leichtgängig erfolgen und es darf kein Widerstand spürbar sein, ist dies so, jetzt den Stecker in die Junction Box einstecken. Die Box einschalten und nach der "Service Methode" eine Platte wählen, jetzt stellt es sich heraus ob der neu bewickelte-revidierte Motor funktioniert. Bei mir war das leider nicht der Fall, wie Ihr nachstehend lesen könnt.

WICHTIG

Wie bei mir vorgekommen, wurden die beiden Drähte der näher zusammenstehenden Kontakte im Stecker falsch eingelötet, was wiederum zur Folge hatte, dass der viel zu schnell drehende Motor beim einschalten nicht abstellte und ich nur noch die Möglichkeit hatte, die Stromversorgung zu kappen. Zum Glück beobachtete ich beim Einschalten den Motor genau und sah sofort das etwas nicht stimmte und konnte somit einen grösseren Schaden verhindern. Der Wählhebel ist bis zum Selectorpin gefahren, hat aber nicht gestoppt und diesen nicht wie erwartet nach unten gedrückt, sondern ist einfach weitergelaufen, respektive hätte mir fast den Wählhebel abgewürgt. Also unbedingt darauf achten, ob der Wählhebel am Selectorpin stoppt, wenn nicht, wie gesagt, sofort den Saft abdrehen. Danach die beiden Drähte rotbraun und weiss ablöten und vertauschen, dann sollte es funktionieren.

Ich hatte aber leider Pech bei der Revision des Motors, deshalb auch ist auch obiger Fehler aufgetreten. Die von mir in Auftrag gegebene Umwicklerei des Stators war eine reine Katastrophe, angefangen von der unsachgemäsen Verlötung der Drähte am Kollektor, dem viel zu dicken Draht, den unpräzisen Wicklungen und den abgeschliffenen Kohlebürsten. Ergebnis dieser Pfuscharbeit war, das der Motor mit fast doppelter Geschwindigkeit lief und durch diese Beschleunigung den Wählhebel regelrecht an den Selectorpin knallen lies. Eine Einstellung des Wählvorgangs mittels der beiden Rasten war nicht mehr möglich. Demzufolge musste ich gezwungenermassen bei Stamann einen neuen Anker bestellen für 119 Euro, plus Porto von 15.52 Euro, ohne Kugellager ( siehe dazu eingefügtes Foto ) Nun ja, man lernt immer wieder dazu!!

Stamann Anker

oben der zu schnell drehende Anker, unten der neue Anker von Stamann, ohne Lager

Hatte somit also ein neues Problem mit dem Anker ohne Lager und machte mir Gedanken wie ich das Lager vom alten Anker runter bekomme, ohne dieses zu beschädigen, denn ich wollte nicht noch einmal unnötig Geld zum Fenster rauswerfen.


Lager von der Welle abziehen

Habe den Anker in die Drehbank eingespannt und einen alten Drehstahl so zurecht geschliffen, dass er zwischen Lager und Wicklung passte. Die auf der Welle des Anker angebrachte Distanzhülse war zum Glück etwa 1 mm kleiner als der innere Teil des Kugellagers. Ich spannte den Drehstahl in den Halter ein und setzte diesen so nahe wie möglich an die Welle, aber so, dass dieser diese nicht berührte. Ich habe dann die Drehbank eingeschaltet und mit dem Support versucht das Lager abzudrücken, also den Support nach rechts hin gedreht. Leider hat dieser Versuch nichts gebracht und so habe ich mittels Vereissungsspray die Welle vereist-abgekühlt und danach nochmals die gleiche Technik angewandt. Siehe da, ganz vorsichtig und mit wenig Kraftaufwand konnte ich das Lager von der Welle drücken, ohne dieses auch nur im geringsten zu beschädigen. Der Distanzring zwischen Lager und Statorwicklung ist auch gleich runter gegangen. Habe mir somit wieder mal ein paar Euro für ein neues Lager gespart und dazu noch die Versand und Porto Spesen.

Lager abdrücken

der passend zurecht geschliffene Drehstahl zwischen Wicklung und Kugellager


Anschliessend den Stamann Anker in die Drehbank gespannt, die Distanzhülse aufgesetzt und das alte, zuvor geprüfte und gereinigte Lager auf die Welle getrieben. Dazu einfach ein gerade abgedrehtes Rohr mit ca. 8mm Innendurchmesser verwenden, die Welle wieder vereisen mit Kältespray und das Lager mit dem Support auf die Welle drücken.

Das Original Lager hat folgende Dimensionen: erhältlich bei SKF als Standardartikel

Aussendurchmesser 22 mm, Innendurchmesser 7 mm, Höhe 7 mm


Hier noch die Original Bezeichnung des Lagers, für die Originalteile Fetischisten:

Seal Bearing 99037


siehe auch:[]Rock Ola 403 Motoren Revision ]]

Besonderes

Als ich den Wechslermotor eingebaut habe, nahm ich an, dass alles funktionieren wird und erst nach einiger Zeit, ( ziehmlich genau 2 Wochen dauerte es ) stellte ich fest, dass sich das Plattenmagazin nicht einwandfrei drehen lies. Diese Störung war komplett neu und stand für mich zu diesem Zeitpunkt in keinem Zusammenhang mit dem Motorwechsel.Man hörte immer deutlicher, ein langsamer werden des Drehvorgangs an 2 Stellen, wenn sich das Plattenmagazin drehte. Also suchte ich gezielt nach diesem blockieren, respektive abbremsen. Ich habe alles Mögliche kontrolliert, jedoch keinen sichtbaren Anhaltspunkt gefunden und ich habe darauf hin beschlossen, denn Mechanikbogen und das Plattenmagazin aus zu bauen. T`ja, was soll ich sagen?? Ich habe den Fehler sofort entdeckt, es war eine Schraube des Wechslermotors, die dieses Abbremsen verursacht hat, denn diese war etwa 3/10 höher als der tiefste Punkt am Plattenmagazin. Der Schaden war allerdings schon sichtbar in Form von Abnutzungen an Alluminiumboden des Plattenmagazins, jedoch nicht besonders tragisch. Folgedessen war die äussere Schraube der Motorbefestigung etwas zu lang und ich behob den Fehler, in dem ich eine zweite Unterlagsscheibe anbrachte, denn lustiger weise sind beide Schrauben gleich lang und jede hatte nur eine Unterlegscheibe im Original Zustand.

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